
- Warum gewinnen alkoholfreie Pairings gerade jetzt an Bedeutung – und welche Rolle spielen Südtiroler Sommerprodukte dabei?
Alkoholfreie Getränke gewinnen vor allem deshalb an Bedeutung, weil sich die Gesetzeslage verändert hat: Heute kann es sich kaum noch jemand leisten, mit Alkohol am Steuer erwischt zu werden. Das führt zu mehr Vorsicht und einem generell bewussteren Umgang mit Alkohol. Viele Gäste trinken weniger aber möchten trotzdem nicht unbedingt ein ganzes alkoholfreies Menü –bei einzelnen Gängen greifen sie gerne zu einer passenden alkoholfreien Alternative statt zum Wein.
Dabei ist das richtige Mittelmaß entscheidend. Südtirol hat diesen Trend früh erkannt: Es gibt mittlerweile eine Handvoll Produzenten, die hochwertige, alkoholfreie Produkte herstellen – von fermentierten Getränken bis hin zu kreativen Sirupen. Damit lassen sich vielfältige Kombinationen umsetzen, und der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt
- Wie sieht die Zukunft der alkoholfreien Pairings aus – können sie sich auf Augenhöhe mit Weinbegleitungen etablieren?
Alkoholfreie Pairings sind kein kurzfristiger Trend, sondern eine Entwicklung, die – wenn sie gut gemacht ist – definitiv Bestand haben wird. Sie werden sich als fixer Bestandteil in vielen Restaurants etablieren, auch wenn nicht jedes Getränk für jedes Gericht passt. Mit der Zeit werden sich alkoholfreie Klassiker herausbilden, die sowohl als Aperitif als auch als Menübegleitung ihren Platz finden – vor allem in gesellschaftlichen Situationen, wo man bewusst auf Alkohol verzichten möchte.
Trotzdem wird weiterhin ein großer Teil der Gäste gerne ein „guats Glasl“ Wein genießen – die komplette Ablösung der Weinbegleitung ist also nicht zu erwarten. Vielmehr wird es eine gesunde Balance geben zwischen alkoholischen und alkoholfreien Optionen.
Ein Bereich, der besonders stark wächst, ist die Fermentation. Diese bringt intensive Aromen hervor, kann aber nach dem zweiten oder dritten Glas auch anstrengend für den Gaumen werden – was vermutlich auch daran liegt, dass viele noch nicht an diese Geschmackswelt gewöhnt sind. Aber genau das ist Teil des Prozesses: Wir stehen noch am Anfang, aber es ist klar, dass alkoholfreie Pairings gekommen sind, um zu bleiben.
- Welche Herausforderungen sehen Sie – insbesondere bei der Verwendung regionaler Südtiroler Zutaten?
Die alkoholfreien Pairings bringen großes Potenzial mit sich, sind in der Herstellung aber auch deutlich aufwändiger als klassische Weinbegleitungen. Es braucht viel Recherche, Erfahrung und vor allem Fachmitarbeiter, die entsprechendes Know-how mitbringen – insbesondere in Bereichen wie Fermentation, Einlegen, der Herstellung von Konzentraten oder Sirupen. Das macht die Vorbereitung komplex und zeitintensiv.
Im Vergleich dazu ist eine Weinbegleitung oft einfacher umzusetzen: Ein gut ausgebildeter Sommelier weiß, wie man Wein professionell präsentiert, erklärt, dekantiert und einschenkt. Bei alkoholfreien Pairings fehlt diese strukturierte Ausbildung noch – dabei verlangt gerade dieser Bereich enormes Fingerspitzengefühl, um auf Augenhöhe mit Wein zu sein.
Trotzdem sehe ich darin eine große Chance: Südtirol bietet mit seinen hochwertigen Produkten und kreativen Herstellern – wie etwa Limestone – die ideale Grundlage. Für engagierte Servicemitarbeiter oder Barkeeper ist das eine spannende, kreative Spielwiese mit viel Raum zur Weiterentwicklung.

